Veranstaltungen, die wirken und verändern
In der Podcast Reihe "What´s next?" sprechen drei Branchen-Expert:innen über Wandel. Sie einigen sich auf die These: Veranstaltungen müssen sinnstiftend sein, sonst haben sie keine Daseinsberechtigung.
Der Ablauf-Regisseur Chris Cuhls lud zum Podcast Gespräch ein. Es kamen: Tanja Knecht, IMEX Exhibitions Deutschland, Gründerin des Netzwerks MICE Ladies und der MICE Impact Academy; David Friedrich-Schmidt, Deutsche Gesellschaft für Neurologie, Organisator eines großen Neurologen-Kongresses und Matthias Schultze, German Convention Bureau, damit wichtigster Treiber des Projekts Future Meeting Space.
Das neue Jetzt
Alle drei sind sich in der Diagnose einig: Nach der Pandemie und unter dem Eindruck von demografischem Wandel, Fachkräftemangel, politischen Krisen entsteht ein neues Jetzt. Von „neuem Normal“ wollen sie erst gar nicht sprechen: Unsicherheit kennzeichnet unsere Zeit. Die Inhalte von Events müssen kurzfristiger geplant werden, weil sich die Themenlage innerhalb von Monaten ändern kann. Weil man nicht mehr lange im Voraus planen kann, wird die Anforderung, flexibel reagieren zu können und die eigene Resilienz zu stärken, noch wichtiger. Matthias Schultze: Befragungen deuten darauf hin, dass 2024 drei Prozent mehr Menschen an Veranstaltungen teilnehmen werden als 2019 – aber zusätzlich 30 Prozent online hinzu kommen. D.h. die Reichweite und Bedeutung von Veranstaltungen als soziale und Lernorte wächst.
Events hybrid denken
Die Schnelligkeit des Wandels berge große Chancen: Jahrelang sei über Hybridität nur „geschnattert“ worden (viel reden, nichts wagen). Nun habe die Pandemie die Branche unsanft aus der Komfortzone gestoßen, und siehe da, in kürzester Zeit habe man Hybridität gelernt und in die Tat umgesetzt. Jetzt operiert die MICE-Branche „unter Laborbedingungen“ (Tanja Knecht) und entwickelt Hybridität im Turbotempo weiter. Events müssen zukünftig hybrid gedacht werden. Das kann sehr unterschiedlich aussehen: Livestreams wichtiger Inhalte, echte Interaktion mit denen am Bildschirm bis hin zu Experimenten, dass auch die Teilnehmenden im Saal ihre Fragen nur per App stellen können. Teilnehmende wollten die Freiheit haben zu entscheiden, wann und wie sie die Inhalte nutzen; z.B. bei einem mehrtägigen Kongress zwei Tage vor Ort, der Rest der aufgezeichneten Vorträge wird zuhause angeschaut.
Sinnstiftend wirken
Veranstaltungen sollten die Welt ein wenig besser zu machen. Radikaler formuliert: Ein Event, dass nicht diesem Zweck dient, habe keine Daseinsberechtigung. Nach der Pandemie sei der Anspruch an die Qualität von Veranstaltungen stark gestiegen: Wer sich persönlich treffe, erwarte mehr als „Downloading Formate“, die er/sie auch online haben könne. Die Veränderung zum Positiven geht immer vom einzelnen Menschen aus, sie geht von innen nach außen (Tanja). Deshalb sind Elemente von Persönlichkeitsentwicklung eine zentrale Zutat sinnstiftender Veranstaltungen. Das erfordert bei den Inhalten Tiefe statt Oberfläche, gestaltete Lernreisen, die eine nachhaltige Wirkung entfalten kann. Matthias weist darauf hin, dass Befragungen zeigen, dass Teilnehmende ganz andere Bedürfnisse haben, als Event Planer annehmen; man müsse sich viel stärker damit beschäftigen, welche Ziel die Teilnehmenden haben, welchen Nutzen sie erwarten, was sie erleben wollen. Die jungen Generationen fordern Sinnhaftigkeit ein. Wer sie – als Mitarbeiter•in oder als Teilnehmende von Veranstaltungen – gewinnen und begeistern will, muss einen klaren Sinn und Zweck anbieten.