Von der Meeting zur Meaning Industry

Eine Befragung zahlreicher Expert•innen aus der Veranstaltungsbranche zeigt einen interessanten Trend: Von der Meeting Industry zur Meaning Industry. Darum geht es in meinem Podcast-Gespräch mit dem Event-Experten Urs Treuthardt und dem Forscher Prof. Lukas Zenk.

Eine Vorbemerkung: Geht es um Sinn und Sinnstiftung, ist für mich die Sichtweise des Psychologen und KZ-Überlebenden Viktor Frankl maßgeblich. Er sagte (sinngemäß :-): Man braucht nicht nach dem Sinn des Lebens fragen. Es ist das Leben selbst, das uns die Fragen stellt: Warum bist du hier? Unsere Art zu leben und tätig zu werden ist die sinnvolle Antwort auf diese Fragen. Daher auch der Begriff VerANTWORTung.

Zum Inhalt des Podcast-Gesprächs, in dem es um die Erkenntnisse einer Trendstudie geht. Sie wurd u.a. von Prof. Lukas Zenk von der Donau-Krems-Universität durchgeführt. Die Expert•innengespräche haben gezeigt, dass die Veranstaltungsbranche vor einem Wandel steht. Sie wird auch danach beurteilt, welchen Mehrwert sie für die Gesellschaft erbringt. Reine Bespaßung von Teilnehmenden ist keine sinnstiftende Antwort auf die aktuellen großen Herausforderungen. Insbesondere dann nicht, wenn der offizielle Grund für eine Zusammenkunft eben nicht reine Unterhaltung ist, sondern angeblich Zeitfragen adressiert werden sollen.

Sinnstiftung könnte bedeuten: Mit und in Veranstaltungen einen Rahmen zur Verfügung stellen, der den Teilnehmenden ermöglicht, etwas für sie Sinnvolles und persönlich Bereicherndes mitzunehmen. Das heißt für die Eventdramaturgie, dass sie konsequent auf Sinn und Zweck der Veranstaltung ausgerichtet sein sollte.

Sinnstiftend wirkt eine Veranstaltung, wenn ihre Machart zu den Bedürfnissen der Teilnehmenden in ihrer aktuellen Lebensphase passt, professionell oder privat. Es kann sich in ihren etwas bewegen, wenn sie auf allen Ebenen berührt werden: Kopf, Herz und Körper. Wenn sie Raum für echte Begegnung bekommen. Authentizität war ein Wert, den viele der Befragten wichtig finden.

Aus der Sicht von Urs Treuthardt, der viele Jahre Convention Partner Vorarlberg leitete, ist Sinnstiftung ist kein Luxus-Anliegen, sondern wirtschaftliche Notwendigkeit. „Wenn wir Sinn und Bereicherung der Menschen nicht auf Veranstaltungen zustande bringen, dann wird es der Branche in Zukunft schlecht gehen.“ Er bezieht sich damit auch darauf, dass neue Player wie die Vereinigten Arabischen Emirate sich Großveranstaltungen „kaufen“: Sie gewähren den Organisatoren hohe Zuschüsse, damit die sich für Dubai oder Doha als Location entscheiden. Womit ein ruinöser Wettbewerb eröffnet werde, so Treuthardt. Es würden sich international diejenigen profilieren, die den Teilnehmenden Räume für sinnstiftendes Lernen, für Interaktion und für Transformation bereitstellten.

Lukas Zenk betont den Wert echter Begegnungen. „Das ist der Unterschied zwischen Schein und Sein. Bei vielen Veranstaltungen geht es eher um Schein.“ Frage man sich anschließend, hat mich das bewegt, etwas in mir ausgelöst, habe ich etwas gelernt“ – viel zu oft Fehlanzeige.

Ein weiterer Schlüsselbegriff für die beiden Gesprächspartner ist Lebendigkeit. Im Unterschied zur Mechanik einer Kongress-Maschine zeige sich Lebendigkeit in Resonanz und Präsenz, ganz da sein, überrascht werden, sich dem Ungeplanten aussetzen, über die Komfortzone hinausgehen. Um diese Lebendigkeit zu ermöglichen, müssen man sich vom gängigen Copy-Paste der Veranstaltungskonzepte verabschieden. Was einmal gut funktioniert hat, kann beim nächsten Mal scheitern. Die Dramaturgie jedes Mal präzise auf Sinn und Zweck s Event maßzuschneidern: Diese Mühe muss man sich schon machen.

Hier geht´s zum Podcast.